Gesundheit
Mit einem Gleichstellungs-Check können – auch nicht beabsichtigte - Auswirkungen eines Regelungsvorhabens auf die Gleichberechtigung der Geschlechter im Themenfeld Gesundheit frühzeitig erkannt werden. Dies macht Gesetze zielgenauer und wirksamer.
Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze von Krankheiten unterscheiden sich zwischen den Geschlechtern. In der medizinischen Forschung und Lehre gilt bis heute der männliche Körper oft als Norm. Da dies lebensbedrohliche Folgen für Menschen haben kann, die dieser Norm nicht entsprechen, ist die Durchführung eines Gleichstellungs-Checks unerlässlich.
So sind beispielsweise diejenigen Symptome eines Herzinfarkts, die breit in der Öffentlichkeit bekannt sind, eher diejenigen, die bei Männern bestehen. Bei Frauen treten oft andere, diffusere Anzeichen auf.
Nicht nur die Diagnostik von Krankheiten unterscheidet sich zwischen den Geschlechtern - auch in der Behandlung zeigen sich qualitative Unterschiede. Medikamente werden meist für den männlichen Körper entwickelt, wodurch sie bei Frauen und nicht-binären Personen weniger wirksam sein können und häufiger unerwarteten Nebenwirkungen auftreten.
Auch der Zugang zu medizinischer Versorgung kann sich unterscheiden: Männer suchen sich trotz bereits vorhandener Symptome oft später ärztliche Hilfe und nehmen Vorsorgeangebote seltener wahr. Frauen hingegen erleben häufiger, dass ihre Symptome nicht ernst genommen werden, was zu einer schlechteren medizinischen Versorgung führen kann.
Der Zugang zu reproduktiver Gesundheitsversorgung – etwa bei Schwangerschaftsabbrüchen - ist für gebärfähige Personen zusätzlich eingeschränkt. Trans*-Personen stehen vor besonderen Hürden: sowohl bei geschlechtsangleichenden Behandlungen als auch bei allgemeinen Gesundheitsfragen, etwa aufgrund fehlenden Wissens und fehlender Sensibilität in medizinischen Einrichtungen.
Schlüsseltext:
Oertelt-Prigione, Sabine (2025): Geschlechtersensible Medizin. Hrsg.: Bundesstiftung Gleichstellung (Abruf: 18.06.25).
-
Impulsfragen
Steht das Regelungsvorhaben in einem Zusammenhang mit gleichstellungsrelevanten Fragen im Themenfeld „Gesundheit“, wie z.B.
- die geschlechtsbezogenen Unterschiede der Morbidität (Krankheitshäufigkeit) und Mortalität (Anzahl der Sterbefälle) von Erkrankungen?
- die unterschiedliche Lebenserwartung von Frauen und Männern?
- geschlechtsbezogene Unterschiede im Gesundheitsverhalten sowie die subjektive Wahrnehmung des eigenen Gesundheitszustands?
- die Repräsentation von Frauen und Männern in medizinischen Studien und die nach Geschlecht unterschiedliche Wirksamkeit von Medikamenten?
- die geschlechtstypischen Unterschiede bei der Kranken- und Pflegeversicherung?
- den Zugang zu Gesundheitsinformationen und Präventionsangeboten für Frauen und Männern und damit verbunden die Stärkung der eigenen Gesundheitskompetenz?
-
Gesetzesbeispiele
-
Datenquellen